Kartenlegen
Das Kartenlegen (auch Kartomantie genannt) ist eine wahrsagerische Disziplin, bei der man Verborgenes und Zukünftiges, aber auch Vergangenes und Gegenwärtiges mit handlichen Karten ermittelt. Dabei gibt es eine nahezu unüberschaubare Vielzahl an unterschiedlichen Kartendecks, die dafür verwendet werden können.
Die Geschichte des Kartenlegens ist eng mit der Geschichte der Spielkarten verknüpft und bis heute gibt es keine Einigkeit darüber, wer, wann und zu welchem Zweck die Karten erfand. Sicher aber ist, dass die ältesten historischen Quellen über (Spiel-)Karten aus China stammen. Da die historischen Quellen, die auf das Spielen mit Karten hinweisen, älter sind als jene, die ihre wahrsagerische Verwendung erwähnen, lässt sich vermuten, dass Karten zunächst der Unterhaltung und dem Spiel dienten.
Erste Erwähnungen der Spielkarten in Europa stammen aus dem 14. Jhd. Waren sie bis dahin noch handgemalt, so entwickelten sie sich durch die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jhd. zunehmend zu einem Massenphänomen. Es dauerte nicht lange, bis man auch anfing, mit Karten wahrzusagen, wie eines der ersten und bekanntesten Bücher über das Kartenlegen, das Mainzer Losbuch (um 1505 n. Chr.), zeigt. Selbst die etlichen Verbote für Karten und Kartenspiele und Wahrsagen mit Karten konnten ihre große Beliebtheit und Verbreitung nicht eindämmen.
Aus dieser Zeit stammt auch das älteste erhaltene Tarot-Kartendeck (Visconti-Tarot), das in seinem Aufbau eine Erweiterung der gewöhnlichen Spielkarten enthält und komplexere Spiele ermöglichte. Die Tarot-Karten verbreiteten sich in Europa ebenso rasant wie zuvor die Spielkarten.
Im 18. Jahrhundert nahmen europäische Okkultisten vor allem Tarot- aber auch Spielkarten vermehrt in den Blick und sahen in ihnen auf vielen Ebenen einen symbolischen Gehalt, der u.a. auf numerologische, kabbalistische, astrologische oder auch freimaurerische Inhalte verwies. Die gängige Verwendung der Tarot-Karten verlagerte sich seitdem immer mehr weg vom Spiel hin zum Wahrsagen.
Karten enthielten also für Eingeweihte in spirituelle Traditionen eine Vielzahl an geheimen Bedeutungen, aber waren es auch Eingeweihte, die einst diese Symbolik mit Karten zum Ausdruck brachten? Bis heute kann niemand diese Frage eindeutig beantworten.
Spätestens mit der New Age-Bewegung im 20. Jhd. machte das Kartenlegen einen großen Popularitäts-Sprung, der auch zur Folge hatte, dass viele neue Kartendecks und vor allem neue Perspektiven auf das Kartenlegen entwickelt wurden. So ist das Kartenlegen längst keine reine divinatorische Kunst mehr, sondern dient vielen Kartenlegern auch als Mittel zur Selbsterkenntnis, Persönlichkeitsentwicklung und Erforschung der eigenen Spiritualität.
Das Kartenlegen erfreut sich heute mehr denn je großer Beliebtheit und ist auch nicht mehr nur einigen wenigen Eingeweihten vorbehalten. Überdies sind durch die neuen Medien des 20. Jhds. professionelle Wahrsager und Berater auf der ganzen Welt in der Lage ihre Dienste einer breiten Öffentlichkeit anzubieten, so wie die Kartenlegerinnen und Kartenleger bei Viamandis.