Traumdeutung
Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein galten Träume als Botschaften der Götter und so deuteten z.B. Priester des antiken Griechenlands Träume von Kranken, um Hinweise für die richtigen Heilmittel zu erhalten. Über dies wurde Träumen auch eine starke prophetische Kraft nachgesagt, weswegen u.a. im Mittelalter Wahrsager die Träume von Ratsuchenden deuteten. Der Glaube an den prophetischen Gehalt von Träumen wird schon in der Bibel dokumentiert, als Daniel anhand eines Traumes König Nebukadnezar den Untergang seines Reiches prophezeite.
Erst mit dem Wiener Arzt und Psychoanalytiker Siegmund Freud kam es zur Erschließung der Träume für psychologische Betrachtungen. Nach Freud sind Träume keineswegs göttlichen Ursprungs, sondern vielmehr der Ort, an dem ein Mensch mit seinen verdrängten sexuellen Wünschen konfrontiert wird. Erst sein Schüler Carl Gustav Jung erweiterte Freunds Ansatz dahingehend, dass er Träumen insgesamt als das Schauen der inneren Wirklichkeit verstand und Traumdeutung zur Lösung psychischer Konflikte betrieb.
Parallel zur psychologischen Traumdeutung hat sich bis heute in vielen Völkern ein schamanistischer Umgang mit Träumen erhalten. In vielen schamanistischen Kulturen gelten Träume nicht als das Gegenteil der Realität, sondern als Teil von ihr und somit wird den Träumen eine ebenso große Bedeutung beigemessen, wie dem Geschehen im Wachzustand.
Die zeitgenössische Esoterik kennt ebenso wenig eine einheitliche Traumdeutungsmethode wie die moderne Psychologie bzw. Psychoanalyse. Vielmehr stellt sie ein Sammelbecken für viele Traumdeutungsverfahren dar. So werden hier Träume sowohl hinsichtlich ihres weissagerischen Gehaltes betrachtet (Oneiromantie) und Traumdeutung zur Integration unbewusster Inhalte betrieben als auch schamanistische Traumarbeit praktiziert.